Mitglieder des Tierschutzverein Städtedreieck nahmen am
17. Januar 2015 an der Demo „Wir haben es satt“ teil.
Es wurde demonstriert für gutes Essen und Gute
Landwirtschaft für Alle und weltweit. Es wurde ein Stopp
der Tierfabriken gefordert. Daher wurde von den
Tierschützern die Strapaze auf sich genommen an einem
Tag nach Berlin hin – und zurück zu reisen um an der Demo
für eine artgerechte Tierhaltung zu kämpfen.
Die Agrarindustrie ist weiter auf dem Vormarsch.
Wenige globale Großkonzerne untergraben die
Saatgut-Vielfalt und fördern die Gentechnik auf dem Acker.
Investoren bauen immer neue industrielle Megaställe,
in denen die Tiere unter qualvollen Bedingungen leiden.
Billigfleisch überschwemmt die Märkte.
Die Folgen sind allgegenwärtig:
Immer mehr Bauern müssen ihre Höfe aufgeben.
Daher kamen über 50 000 Demonstranten und fordern bäuerliche Strukturen. Es wurde demonstriert für eine grundlegende
Agrarwende – bundesweit und global. Ziele sind unter anderem Verhinderung der Intensivhaltung in den Tierfabriken. Stopp
der Gentechnik auf dem Acker und im Stall.
Gefordert wir eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft mit kostendeckenden Preisen für Bäuerinnen und Bauern, die
respektvoll mit Tier und Umwelt umgehen.
09.05.2015
Hilflose Jungvögel richtig versorgen - Eingreifen
bei „Ästlingen“ und Nestflüchtern meist nicht
notwendig
Tierfreunde, die aus dem Nest gefallene, noch federlose Jungvögel am Boden
finden, sollten die Versorgung und Aufzucht Fachleuten in
Wildtierauffangstationen überlassen. Darauf weist Peter Eberhardt vom
Tierschutzverein Städtedreieck e.V. hin. Der Verein warnt dagegen vor einer gut
gemeinten „Rettung“ solcher Jungvögel, die zwar hilflos wirken, aber weiterhin
mit den Elterntieren in Verbindung stehen.
Die Jungen der meisten Singvögel, wie Amseln, Meisen, Finken oder Rabenvögel, verlassen ebenso wie Tauben und
Greifvögel, ihr Nest bereits, bevor sie voll flugfähig sind, so Peter Eberhardt. Als sogenannte „Ästlinge“ warten sie im Geäst
oder an anderen geschützten Orten auf
die Rückkehr der Elterntiere, die sie nach wie vor mit Futter versorgen.
Diese Tiere benötigen grundsätzlich keine Hilfe, es sei denn, sie sind offensichtlich verletzt. Dasselbe gilt für Nestflüchter, wie
junge Enten, Gänse oder Rallen, die bereits voll befiedert zur Welt kommen und ihr Nest fast unmittelbar nach dem Schlüpfen
verlassen.
Eine Ausnahme unter den Nesthockern bilden Alpen- und Mausersegler. Die Alttiere verbringen ihr gesamtes Leben in der
Luft. Nur zum Brüten suchen sie Unterschlupf in hoch gelegenen Mauerspalten. Da die Elterntiere nicht vom Boden starten
können und daher dort auch nicht landen, bleiben aus dem Nest gefallene Tiere unversorgt. Sie sollten umgehend an
Fachleute übermittelt werden.
Erste Hilfe für hilflose Nesthocker
Hilfe benötigen vor allem auch sehr junge Vögel, die kaum oder gar keine Federn haben und hilflos am Boden liegen. Meist
handelt es sich hierbei um aus dem Nest gefallene Jungvögel. Wenn möglich, sollten die Tiere ins elterliche Nest
zurückgesetzt werden. Dass die Altvögel ihren Nachwuchs aufgrund des menschlichen Geruchs nicht weiter versorgen, ist ein
Irrglaube.
Ist der Jungvogel verletzt oder ist es nicht möglich, ihn zurück ins Nest zu setzen, sollte man das Tier in Obhut nehmen. Statt
in einem Vogelkäfig für Ziervögel, empfiehlt sich die vorübergehende Unterbringung in einem Pappkarton, der – weil die Tiere
häufig unterkühlt sind – am besten im Haus untergestellt wird. Wenn Unsicherheit über die richtige Ernährung besteht, sollte
man besser keine Fütterungsversuche unternehmen. So sind zum Beispiel im Garten gefangene Insekten für reine
Körnerfresser völlig ungeeignet. Wasser sollte dem Jungvogel allerdings immer angeboten und gegebenenfalls an den
Schnabelrand geträufelt werden
Ausführliche Informationen zum Umgang mit Jungvögeln finden Sie hier:
Vorbeugung und Umdenken kann unzählige
Tierleben retten
In diesen Tagen werden wieder vielerorts Wiesen und Weiden gemäht –
eine gefährliche Zeit für unzählige Wildtiere, die in den Feldern ein vermeintlich
sicheres Versteck gefunden haben. Schätzungen zufolge sterben durch die
Mähfahrzeuge jährlich mindestens 500.000 Wildtiere - darunter allein 100.000
Rehkitze. Dabei können tausende Tiere vor dem grausamen Tod bewahrt werden,
wenn Landwirte entsprechende Schutzvorrichtungen schon frühzeitig einsetzen, so
der Deutsche Tierschutzbund. Ebenso ist ein Umdenken in der Landwirtschaft
erforderlich: Durch angepasste Mahd haben Wildtiere mehr Chancen, sich aus
denWiesen und Feldern zurückzuziehen. Auch elektronische Hilfsmittel, z.B.
sogenannte „Wildretter“ können eingesetzt werden.
Neben Amphibien, Reptilien und unzähligen Insekten fallen vor allem Rehkitze, Junghasen sowie Jungvögel von Bodenbrütern der
jährlichen Ernte zum Opfer. Die Gefahr, die von modernen Mähwerkzeugen auf den Feldern ausgeht, können die Tiere nicht ab- schätzen.
Viele Wildtiere haben Felder und Wiesen als Unterschlupf gewählt. Besonders Ricken lassen im vermeintlichen Schutz des hohen Grases
ihre Kitze zurück. Die Tiere sind angesichts des plötzlich auftretenden Lärms und dem Näher- rücken von landwirtschaftlichen Maschinen
hilflos. Geduckt geraten sie unter die scharfen Klingen der Mähmaschinen und erleiden schwere Verletzungen, die oftmals tödlich sind.
Maßnahmen zur Rettung der Wildtiere
Landwirte stehen hier in einer besonderen Verantwortung und sollten frühzeitig entsprechende Maßnahmen vorsehen. Möglichkeiten, um
Wildtiere von Wiesen und Feldern zu vertreiben, gibt es viele: große Scheuchen mit blinkenden Bändern, Luftballons und Windräder sowie
lautstarke „Wildretter“, die in regelmäßigen Abständen schrille Pfeiftöne erzeugen. Weitere technische Hilfsmittel sind mit Kameras und
Infrarotdetektoren ausgestattete ferngesteuerte Fluggeräte, welche helfen können, Tiere aufzuspüren. Zudem besteht die Möglichkeit mit
Förstern und Naturschützern oder Jagdpächtern den Zeitpunkt der geplanten Ernte zu koordinieren und dann im Vorfeld bevorzugte
Vogelbrutplätze oder Ablageorte der Wildtiere gezielt zu kontrollieren. Wird man fündig, kann das Mähen entweder um einige Tage
verschoben werden, bis die Jungtiere fluchtfähig sind, oder die Tiere werden aus der Wiese getragen, für die Zeit des Mähvorgangs
gesichert und dann wieder freigelassen. Auch beim Mähen selbst gibt es schonende Möglichkeiten die Leben retten können: schon eine
höher eingestellte Schnitthöhe schützt viele duckende Wildtiere. Wenn von innen nach außen gemäht wird, können zumindest einige Tiere
fliehen.
Mehr zum Thema finden Sie hier: www.tierschutzbund.de/ernte-wildtiere
Schöne Katze findet ebenso schönes Plätzchen
Unsere Meldung vom 12.04.2014:
Leider konnten wir diese schöne, weiße Kätzin mit zwei verschiedenen Augenfarben
Sie braucht dringend ein Zuhause, da sie sich in der jetzigen Pflegestelle mit einigen Katzen
gar nicht versteht. Es sollte ein Platz als Einzelkatze sein.
Vermutlich ist sie eine Britisch Kurzhaar und sehr brav und anschmiegsam. Sie ist zwischen
drei und fünf Jahre alt, entwurmt und kastriert.
Bitte melden Sie sich unter der Telefonnummer 09471/5810 oder 09471/21070.
Der jetztige Stand (01.05.2014):
Unsere weiße Prinzessin hat erfreulicherweise ein Zuhause gefunden, in dem sie bestens umsorgt wird.
Wir bedanken uns bei allen, die hier mitgeholfen haben, recht herzlich.
Krötenwanderung beginnt schon jetzt
Die milden Temperaturen in diesen Tagen sorgen dafür, dass Kröten
schon früher als sonst auf Wanderschaft gehen. Auf ihrem Weg zum
Laichplatz müssen sie oftmals Landstraßen überwinden - Unzählige
werden dabei Opfer des Verkehrs. Der Deutsche Tierschutzbund bittet
Auto- und Motorradfahrer auf Hinweisschilder zu achten und vor allem
in der Dämmerung und nachts auf Strecken mit Amphibienwanderungen
nicht schneller als Tempo 30 zu fahren. Denn auch wenn die Tiere nicht
direkt überfahren werden, kann sie der Strömungsdruck der
Hunderttausende Amphibien verdanken ihr Weiterleben und die Chance,
für Nachwuchs zu sorgen, den ehrenamtlichen Tierfreunden, die
Fangzäune aufstellen, die Tiere einsammeln und sie über die die Straße
bringen. Dieser Einsatz ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.
Jedes Jahr wandern Millionen Amphibien – wie Kröten, Frösche und Molche – von den Winterquartieren zu den Laichgewässern. Das
immer dichter werdende Straßennetz wird vielen wandernden Tieren zum Verhängnis. In hohem Maße betroffen sind Frösche und Kröten,
insbesondere Erdkröten, die mit steigenden Temperaturen ihre Wanderungen aufnehmen. Sie verlassen meist zeitgleich ihre
Winterquartiere, um sich geeignete Gebiete zum Ablaichen zu suchen. Für ein paar Wochen kommt es dann zu sogenannten
Massenwanderungen. Während vereinzelt auf Massenwanderungen von Kröten mit der Sperrung besonders betroffener Straßen oder der
Errichtung von Krötentunneln oder –brücken reagiert wird, sind andernorts Tierschützer im Einsatz.
Tipps für den Krötenschutz:
Damit möglichst viele Kröten, Frösche und Molche für Nachwuchs sorgen können, ist aktive Hilfe gefragt und die kann jeder leisten.
Interessierte können sich beispielsweise beim örtlichen Tierschutzverein melden, um beim Errichten von Krötenzäunen und der Kontrolle
von Zäunen und Auffangeimern zu helfen. Gartenbesitzer können Amphibien Schutzquartiere durch Komposthaufen, Steinhügel und
Altholzhaufen bieten. Ein kleiner Tümpel im Garten bietet Lurchen Laichmöglichkeiten. Tierfreunde sollten Keller und Kellerschächte mit
einem Schutzgitter abdichten oder sie regelmäßig auf gefangene Lurche kontrollieren.
Einen Artikel zum Thema Krötenwanderung aus unserer aktuellen Ausgabe von du und das tier finden Sie hier:
Wir suchen dringend geeignete Überwinterungplätze für Igel. Wenn Sie
einen ruhigen Schuppen oder ein im Winter nicht benutztes Gartenhaus
haben, könnten Sie den Tieren sehr weiterhelfen. Die Igel können dann in
einer Box ihre Winterruhe verbringen.
Wenn Sie uns und den Igeln helfen können, melden Sie sich bitte unter:
oder der Telefonnummer 09471/3522.
Ihr Tierschutzverein Städtedreieck e.V.
Harro, der Schäferhundmischling, war so etwa zwölf bis sechzehn Jahre alt. Genau wusste das niemand. Der Hund, dessen Fell inzwischen
schon stumpf und glanzlos war, gehörte seit langer Zeit zum festen Inventar des großen Bauernhofes. Zuverlässig, wie Hunde sind, hat er
über Jahre hinweg seinen Wachdienst verrichtet. Lob und Liebe hat er dafür nur im geringen Maße erhalten, eine besondere Verbindung
Mensch Tier hatte sich nicht entwickelt. Dies ist nicht erstaunlich, da man früher auf dem Lande die Tiere in erster Linie nach ihrem
Nutzwert beurteilte. Wirklich innige Tierliebe entstand nur selten. Selbstverständlich, der Hund hatte seinen Nutzwert.
Als pflichtbewußter Wachhund hatte er einen anerkannten Stellenwert. Er durfte schon mal mit hinaus zum Feld, wenn der Bauer seine
Kontrollgänge machte. Das war eine große Anerkennung für den Hund. Spielen, oder Streicheln waren für Harro jedoch rare Seltenheit. Der
Hund war meist sich selbst überlassen. Er hatte eine feste Hütte, regelmäßiges Fressen und freien Auslauf, wenn das mauerumrandete
Gehöft am Abend verschlossen wurde. Tagsüber war seine Bewegungsfreiheit durch eine lange Metallkette eingeschränkt. Das war
notwendig, denn Harro duldete keine Fremden, die sich innerhalb der Grenzen des Bauernhofes aufhielten. Mit scharfem Gebell meldete er
am Tage die Besucher an und wenn nachts ungebetene Gäste versuchten Haus oder Hof zu betreten, so gab es für sie keine Chance gegen
die Wachsamkeit von Harro. Auch heute noch ist es so , obwohl Harro längst nicht mehr stark und gelenkig ist, wie in seinen frühen
Hundejahren. Doch Pflichtgefühl und Kampfbereitschaft dominieren immer noch , wenn sich unbekannte Bewegungen im Hofgeviert
ergeben. Da spürt Harro nicht den Rheumaschmerz, der seine Knochen an kühlen Tagen durchzieht. Da überwindet er das Hinken des
rechten Hinterlaufes, den er sich vor Jahren in einer landwirtschaftlichen Maschine eingezwängt hat. Sein Bellen erscheint heute nicht mehr
so scharf wie früher, doch in Gefahrenmomenten, wenn er giftig knurrt und dabei seine grau gewordene Schnauze vor Aufregung zittert,
muss sich auch heute noch jeder, gleich ob Tier oder Mensch, vor Harro, dem alten Wächter des Hofes fürchten. Doch was wird sein , wenn
er noch schwächer, sein Gebiss kraftlos und sein Gehör noch weniger aufnahmefähig wird? Er wird ersetzt werden durch einen jungen,
kraftstrotzenden Wachhund und seine Dienste, die man als selbstverständlich hinnahm, werden rasch vergessen sein.
Vielleicht hat er, der Hund, Glück und er erhält sein Gnadenbrot. Obwohl, Dankbarkeit ist nicht das, was Harro in seinem Hundeleben
erfahren hat. Die Menschen gaben ihm das Notwendigste, mehr jedoch nicht. An großen Feiertagen, wie auch jetzt zum Weihnachtsfest, da
gab es für Harro schon mal eine extra Portion, einen saftigen Knochen oder gar eine Hundewurst. Doch niemals durfte er das Haus betreten,
geschweige denn gar am wärmenden Kachelofen liegen. Gerade das hätte seinen müden, rheumageplagten Gelenken doch so gut getan.
Einmal an einem kühlen, regnerischen Herbsttag hat er versucht, getrieben vom Schmerz, sich die fehlende Wärme im Haus des Bauern zu
holen. Unverständlich war für Harro, dass man ihn, den treuen Wächter von Haus und Hof, sofort wieder hinausgejagt hat, in die Kühle der
ersten, frostigen Tage. Auch heute war es wieder ein klirrend kalter Wintertag. Der eisige Wind ließ sich auch nicht von den stabilen
Brettern von Harros Hundehütte abhalten. Obwohl er sich eng zusammengerollt hatte konnte sich der Hund nicht erwärmen. Er stand auf, er
mußte sich bewegen, denn der Schmerz des Rheumas und der Abnutzungserscheinungen war heute besonders unerträglich. Wehmütig
blickte er hinüber zum Haus, aus dessen Fenstern behagliche Wärme blinkte. Harro spürte es, dieser Abend war anders, nicht vergleichbar
mit den sonstigen Tagen. Seltsame, friedvolle Stimmung lag nicht nur über dem Bauernhof, sondern strahlte über die gesamte Ortschaft.
Kein Motorenlärm, kein Wirtshausgeplärr störte die geruhsame Stille. Harro, der mit den Jahren sensibler geworden war, der kleinste
Schwingungen und Stimmungen intensiv in sich aufnahm, fühlte etwas von der Liebe und Behaglichkeit, die heute Nacht das Dorf umgab.
Diese Stimmung veranlasste Harro etwas zu tun, was er in seinem gesamten Hundeleben noch nie getan hatte. Harro verließ zum ersten
Male seinen Wachposten. Instinktiv spürte er, dass heute keinerlei Gefahren lauerten. Durch eine Nische im Bretterzaun des Gartens
zwängte er sich hinaus und lief quer über das beackerte, schneebedeckte Feld, hinüber zum Dorfrand. Er hinkte wieder ein wenig, als er die
kleine Nebenstraße erreichte. Es war für ihn wie ein innerer Zwang, er musste laufen.
Warum gerade heute, warum ausgerechnet in diese Richtung? War es Eingebung, die den alten Hofhund hinaustrieb, dorthin wo die
einfachen Häuser standen? Leise, klingende Geräusche drangen aus den Inneren, der wie geduckt dastehenden Bauten. Der auf den Dächern
lastende Schnee ließ die Behausungen noch bescheidener wirken, als sie es ohnehin waren. Hier war die Siedlung der „Austragler“,
Arbeitskräfte die Jahrzehnte bei den Bauern ihre Arbeit verrichtet hatten, durften hier ihren Lebensabend verbringen. Für
Gelegenheitsarbeiten und kleinere Botengänge wurden sie ab und zu noch herangezogen. Es waren einfache Hütten, mit kleinen Zimmern,
die sich die Alten manchmal auch noch teilen mussten, wo die Betagten sich auf ihre letzten Lebensjahre vorbereiteten und wo sie an
warmen Tagen , auf den Bänken, die vor den Häusern standen, in Erinnerungen schwelgten. Sie dachten zurück an eine Vergangenheit, die
als gut und menschlich erschien.
Viele von ihnen hatten sich zum Weihnachtsfest zusammengetan, denn wer möchte am Weihnachtstag schon allein sein. Es waren nur alte
Menschen, die diese Siedlung bewohnten und bei so manchem war der Partner schon vorausgegangen, dorthin, woher wir kommen und
wohin wir nach unserem Erdenleben zurückkehren. Anton, der alte Knecht, der sein Lebtag auf dem Hofe von Harros Herrn gearbeitet
hatte, war nicht am gemeinsamen Weihnachtsabend der Alten beteiligt. Er wollte an diesem Tage allein sein und er fühlte sich dabei nicht
einsam. Erinnerungen an Menschen und auch an Tiere, die ihm zugetan waren, verschönerten Anton diesen Feiertag, ließen nochmals
auferstehen die Stunden der Gemeinsamkeiten.
War es Zufall, war es Bestimmung, die Anton vor das Haus treten ließ, um den weihnachtlichen Himmel zu genießen, die prunkvollen
Gestirne zu bestaunen und dabei an die Unendlichkeit, die für uns Menschen ungreifbar ist, von Zeit und Raum zu denken? Wie auch
immer, Antons Besinnen wurde durch ein leises „Wuff“ gestört. Er kannte diesen Laut, das musste Harro sein, dessen Gestalt, angestrahlt
durch Mond und Sterne, sich vom weißen, schneebedeckten Boden abhob. Ein leiser Pfiff, ein kaum merkliches Wedeln der Rute und Harro
hinkte auf Anton zu. Der Hund wirkte unendlich traurig, der Lauf durch den Schnee hatte ihn ermüdet. Nichts war mehr da, von der Frische
und Kraft, die Harro stets ausgezeichnet hatte. Hier war eine Kreatur, die Hilfe suchend um Nestwärme nachsuchte. Wie selbstverständlich
folgte Harro dem Alten ins Haus, etwas das gestern noch unvorstellbar gewesen wäre.
Vielleicht war es der Zauber der Weihnachtsnacht, der Mensch und Tier, beide alt und ausgelaugt, zusammenbrachte. Für beide war es eine
Art von erfülltem Weihnachtstraum. Ein Verteilen an Geschenken, das keinerlei Gegenleistung erwartete. Harro, dem Anton vom sowieso
kärglichen Festtagsmahl Fleisch angeboten hatte fraß nicht viel. Den Hund zog es nur zum holzbeheizten, eisernen Ofen. Ein wenig
misstrauisch schielte er noch zu Anton, als er sich davor legte. Er zitterte immer noch, denn der eisige Frost hatte sich in Körper und Fell
festgeklammert. Eine alte Decke, die Anton über den Hund legte, beruhigte Harro. Das war das, wonach er sich seit Jahren sehnte, wenn der
Schmerz wieder einmal durch seinen Körper kroch. Es schien so, als ob der Hund zufrieden vor sich hinbrummelte, als er bald darauf
ermattet einschlief. Nach Stunden erschöpften Schlafes, schreckte Harro hoch. Wo war er? Es zog ihn hinaus zur Tür, er musste zurück zum
Hof um seine Pflicht zu erfüllen. Es fiel ihm schwer, denn immer noch fühlte er sich schwach. Mit festem Griff und doch mit liebevoller
Behutsamkeit zog Anton das Tier zurück zur Decke. Ruhig sprach er auf Harro ein, er soll hierbleiben, sich weiter ausruhen. Er, Anton,
würde ihren ehemals gemeinsamen Herrn aufsuchen und bitten, Harro ihm zu überlassen. Der alte Hofhund, dessen Leistungsfähigkeit
ausgeschöpft war, schien die Worte des alten Menschen zu verstehen. Als ob es nie anders gewesen wäre, folgte er der Stimme seines neuen
Herren. Doch Anton, der Harro, mit Hilfe der Weihnachtsstimmung, tatsächlich von seinem Bauern zugesprochen bekam, war niemals ein
Herr für den alten Hofhund. Er war stets Harros Freund, manchmal bestimmend, manchmal nachgebend, so wie echte Freundschaften eben
sind. Harro dankte es auf Hundeart. Auch Antons Tage wurden dadurch schöner. Der Tierfreund wird das bestimmt verstehen.
Aus: Das kleine Licht, Rundbrief 28 Winter 2011-Frühling 2012 der “Tierhilfe Hoffnung”